Wer bin ich, wenn ich nicht (mehr) arbeite?!?
Gestern im Yoga Kurs erzählte eine Teilnehmerin von ihrer bevorstehenden Alters-Teilzeit ab Januar. Was ich aus ihren Worten spürte, war eine tiefe Verunsicherung über die nächste Lebensphase: "Wer bin ich, wenn ich nicht mehr arbeite?"
Sie meinte wörtlich: "Dann gehöre ich zu denen, die vormittags um 10.00 Uhr beim Bäcker sitzen und ihren Cappuccino trinken..." Ich hab in mich hinein geschmunzelt, weil ich das zur Zeit regelmäßig tue. Hilfe, ich gehöre auch zu denen...!
Woher kommt es eigentlich, dass wir denken, als Mensch nur dann einen Wert zu haben, wenn wir arbeiten? Und dann gibt es auch noch unterschiedlich angesehene Jobs. Wertvoller sind diejenigen, die den "richtigen" Job haben, der ihnen viel Status und Anerkennung verleiht.
Als ich meinen letzten langjährigen Job als People Experience Team Lead verlassen habe, stellte ich mir auch die Frage: "Wer bin ich, wenn ich nicht mehr Führungskraft bin und mein PX Team leite?"
Mein Leben ging weiter und ich habe die Erfahrung gemacht: Es gibt ein Leben danach.
Diese 4 Phasen habe ich durchlaufen:
1. Die Erkenntnis: Ich bin die, die ich bin. Punkt. Ich bin wertvoll als Mensch. Einfach durch mein Dasein.
2. Ich brauche Zeit, das Alte zu verabschieden und zu würdigen. Mir wird bewusst, was ich alles in meiner bisherigen Arbeit gelernt habe. Ein Gefühl der Dankbarkeit entsteht. Alles, was ich weiß und kann, wird mir auch in Zukunft dienlich sein.
3. Mir wird klar, wofür ich brenne. Für welche Werte ich stehe und für welche Themen ich mich einsetzen mag: Meditation als Schlüssel zu einem glücklichen Leben und mentale Gesundheit. Wir brauchen alle mehr Ruhe in unserem Kopf und einen Fokus auf das, was uns stärkt und nährt.
4. Ich habe Lust auf etwas Neues. Es muss nicht der große Wurf sein. Das tolle Projekt. Die geniale Idee. Die weltverändernde Initiative. Ich mache das, was mir Freude bringt. Ich beginne mit kleinen Schritten. Und bin erstaunt, wohin die vielen kleinen Schritte mich führen...!
Also, weitermachen und dabei niemals vergessen, dass dein Wert als Mensch nicht von einer gesellschaftlich anerkannten Arbeit abhängt. Wir sind wertvoll, weil wir die sind, die wir sind.
PS: Für Petra: DANKE für die Inspiration zu diesem Text 🙂